Meteorite an der BA in Glauchau
Mikrometeorite – das ist hier die Frage...
Die Antwort darauf sucht Herr Dr. Wolfgang Faust, seit 2015 Bergmeister des Sächsischen Landesverbandes der Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine e.V. und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Altbergbau/Geologie Westsachsen e. V. nebst Gattin. Gemeinsam reisen Sie mit den magnetischen, ca. 1 bis 3 mm großen, kugelähnlichen Fundobjekten an. Frau Dipl.-Ing. Ines Lewald verfügt über das Fachwissen und das Equipment, um dem Bergbauverein wieder ein Stück bei Erforschung der Geschichte seines Besucherbergwerks St.- Anna-Fundgrube voranzubringen. Herr Dr. Faust fasst den Messtag zusammen:
Mikrometeorit?
Bei der Untersuchung von Sedimenten des Herrnsdorfer Baches in der Nähe des historischen Bergamtshauses wurden bei der Suche nach Relikten aus der Zeit des mittelalterlichen Bergbaus u.a. vereinzelte kugelige Aggregate gefunden, die nach ersten Recherchen sehr große Ähnlichkeiten mit Mikrometeoriten aufwiesen. Inzwischen wurden mehrere 100 ähnliche Objekte gefunden. Diese große Anzahl ließ Zweifel an der Theorie Mikrometeorite aufkommen. Könnte es sich auch um Schmelzperlen aus Schlacken einer im 16. Jahrhundert zum Bergbaurevier gehörenden Silberhütte handeln? Metallografische Schliffe und EDX-Analysen könnten Aufschluss geben, sind aber sehr zeit- und kostenaufwendig. Die Röntgenfluoreszenzanalyse ist dagegen eine relativ schnelle, zerstörungsfrei arbeitende, kostengünstige und -wichtig- an der zukünftigen Dualen Hochschule Glauchau verfügbare Messtechnik.
Für die Analyse wurden immer mehrere, nach der äußeren Erscheinungsform sortierte Kügelchen, gleichzeitig untersucht:
- A: Kugeln mit metallisch hochglänzender Oberfläche
- B: Kugeln mit kristallografisch strukturierten Oberflächen
- C: Kugeln mit glatter Oberfläche
Ergebnisse
Die chemische Zusammensetzung der Kugeln von Probe A lässt die Vermutung zu, dass es sich um Schmelzperlen handelt, die beim Elektroschweißen von Edelstahl entstehen. Es sind neben Fe, typische Elemente wie Ti, W, Cu, Mn und Mo enthalten.
Das in Probe B nachgewiesene Ni, sowie die Gehalte von Cu und Spuren von Pt und Pa deutet am ehesten auf typische aus einer Fe-Ni-Legierung bestehende Eisenmeteoriten hin.
In den Kugeln der Probe C wurden Spuren von Silber, Kupfer, Gold und Blei gefunden. Somit ist zu vermuten, dass sie aus der zum Silberbergbaurevier gehörenden Silberschmelzhütte stammen.
Zusammenfassung
Die Mehrzahl der magnetischen Kügelchen aus dem Sediment des Herrnsdorfer Baches sind offenbar industriellen Ursprungs. Sie entstammen vermutlich aus der Schlacke einer Silberschmelzhütte bzw. der Bergschmiede. Das Fehlen der normalerweise dazugehörigen Schlacke lässt sich mit deren geringeren Dichte begründen. Die Schlacke wurde offenbar weggespült, während sich die Kügelchen im Schwermineralkonzentrat sammelten. Die metallisch glänzenden Kügelchen sind mit der Zusammensetzung von Edelstahl vergleichbar. Sie scheinen Schmelzperlen zu sein, die beim Elektrodenschweißen entstehen und aus diversen Bauschlossereien entlang des Baches zu stammen. Nach ihrer geometrischen Form und chemischer Zusammensetzung erfüllen die Kügelchen mit strukturierter Oberfläche (Probe B) am besten die Eigenschaften für Mikrometeorite. Der endgültige Nachweis muss aber noch mit detaillierten Analysen an Schliffen erbracht werden.
Prof.Dr.-Ing. habil. Daniela Nickel
Leiterin Studiengang Versorgungs- und Umwelttechnik
Standort Glauchau
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Leiterin Wissens- und Technologietransfer